Farbgestaltung

Farbgestaltung am Computer

Am Computer zeigen wir Ihnen wie eine mögliche Farbwahl im Zusammenspiel mit der Umgebung wirkt. Als Ausgangslage arbeiten wir mit Plänen noch nicht existierender Gebäude oder mit Fotografien bereits fertig gestellter Bauten.

Rot ist in den meisten Sprachen die erste Farbe, die einen Namen erhält. Rot ist die - die Basis. Rot ist auch dem Basis-Chakra zugeordnet und hilft . Rot gibt Standfestigkeit und Urvertrauen. Rot ist das Blut, deshalb hat Rot auch eine existentielle Bedeutung. Dadurch, dass wir Rot mit Blut verbinden, steht es für Gefahr, Aufmerksamkeit, Wichtigkeit. Rot regt den Körper an, denn es geht um . Rot vermittelt Stärke und Dominanz. Rot stärkt den Durchsetzungswillen und die Durchsetzungskraft. Rot ist sowohl die Farbe der Liebe als auch die Farbe des Hasses. Das ist aber kein Widerspruch, denn Rot ist die Farbe starker Emotionen. Unsichere Menschen können von dieser Farbe regelrecht <überfahren> werden. Meist empfinden sie diese Farbe als aggressiv, wobei dominante Persönlichkeiten Rot eher mit positiven Begriffen wie , oder einfach beschreiben.

In der Gestaltung setzte ich Rot vorsichtiger ein als andere Farben. Ich meide Rot in medizinischen Bereichen, da die Assoziation mit Blut dort zu nahe liegt. Ich rate meist von Rot als dominierender Farbe im Schlafbereich ab, aber ich akzentuiere gerne mit Rot im Wohn- und Essbereich. Auch in Laufbereichen wie Korridoren und Treppenhäuser kann ein roter Impuls sehr aufladend sein, ohne zu überfordern. Ich persönlich arbeite lieber mit leicht erdigen Rottönen als mit knalligen – insbesondere, wenn der Raum von verschiedenen Personen genutzt wird. Rottöne sind oft eine gute Wahl für Fussböden, wenn die oben genannten Wirkungen berücksichtigt werden. Nach meinem Empfinden eignet sich Rot weniger für Deckengestaltungen. Für kraftlose Menschen empfehle ich das Experimentieren mit roten Akzenten, die kleinflächig und mobil sein sollten, um sie bei negativen Empfindungen wieder für eine Weile entfernen zu können, zum Beispiel Kissen, Kerzen, Tischsets, Seidentücher. In der Farbtherapie kann ich natürlich rotes Farblicht einsetzen, wenn die Indikation dafür gegeben ist.

Orange enthält sie Stärke von Rot und die Leichtigkeit von Gelb. Orange ist eine aktive und aufgeschlossene Farbe. Kommunikation ist Orange und such die Freude und Unbeschertheit. In der Therapie wirkt Orange öffnend und . Orange ist dem Sakralchakra zugeordnet und damit dem Beckenbereich. Das Becken ist wie eine offene Schale, die das empfangende und wachsende Element beherbergt. Orange fördert aber nicht nur wachsendes Leben, sondern auch keimende und wachsende Ideen. Der Darm, der einem stark verwundenen Weg ähnelt, lehrt uns, die Eindrücke auf unserem Weg durch das Leben zu verarbeiten (verdauen), sprich das aufzunehmen, was uns gut tut und das loszulassen was uns belastet. Um etwas loszulassen, muss ich meine Hand aber öffnen. Orange steht für das öffnende Prinzip und hilft, sich dem Leben zu öffnen und den Weg zu gehen – mit der Kraft von Rot und der Beweglichkeit von Gelb.

In der Gestaltung bevorzuge ich Orangetöne, wenn es um Aufgeschlossenheit, Geselligkeit und Kommunikation geht. Orange ist auch sehr appetitanregend. Für Ess- und Wohnräume eignet sich Orange sehr gut – natürlich auch in allen erdigen Schattierungen. Helles Orange (Apricot) vermittelt Geborgenheit und ist daher auch passend für Kinderzimmer. In Schulräumen sollte es nicht dominieren, da der Drang nach Unterhaltung den Unterricht in der Regel stört. Bei Diskussionsrunden kann es durchaus angebracht sein. Ich empfehle das Experimentieren in diesem Bereich!

Gelb wird vor allem mit der Sonne assoziiert. Die Eigenschaften der Sonne lehren uns daher auch viel über die Wirkung von Gelb. Gelb ist die hellste und strahlendste Farbe. Sie hat ihren Sitz beim Solarplexus, dem Sonnengeflecht. Der genaue Sitz dieses Energiezentrums, das bezeichnenderweise auch genannt wird, wird oft unterschiedlich angegeben. Für die einen ist es in Nabelhöhe, für andere etwas darüber. Wer aber schon einmal etwas aus dem Bauch entschieden hat, der weiss, wo es ist. Auch wer das Gefühl kennt, wenn sich in der Magengegend wegen Ärger oder Angst alles zusammenzieht, verhärtet und schliesslich , der hat dieses Zentrum schon gespürt. Gelb ist übrigens eine gute Farbe gegen Angst - besonders wenn man es auf den Solarplexus strahlt. Denn so wie die Sonne Licht ins Dunkel bringt und Eis schmelzen lässt, so bringt auch Gelb wieder ins Fliessen. Das gilt sowohl für die Verdauungssäfte (und die verantwortlichen Organe Magen, Leber, Galle) als auch für unsere Gedanken: , . Das Postgelb ist in diesem Zusammenhang eine ideale Farbwahl. Auch Merkur – dem Götterboten – wird die Farbe Gelb zugeordnet. Geld steht für Informationsübertragung, während Organe mehr das Zwiegespräch verkörpert und damit auch den sozialen Aspekt beinhaltet. Gelb schafft einen klaren Kopf und fördert den Durchblick. Diese Erkenntnis kommt zum Beispiel bei den gelben Gläsern von Skibrillen zum Einsatz, die für neblige Verhältnisse empfohlen werden.

In der Raumgestaltung ist Gelb die hellste Farbe. Sie ist daher für mich die beste Alternative zu Weiss. Helle Gelbtöne kann man praktisch mit jeder Farbe kombinieren, ohne eine Inversion befürchten zu müssen. Ideal sind Gelbtöne für Räume mit wenig Tageslicht. In Schulungs- und Prüfungsräumen ist diese Farbe natürlich besonders angebracht, da sie zum einen die Gedanken fliessen lässt und zum anderen der Angst etwas entgegen wirkt. Selbstverständlich besitzt eine Anstrichfarbe nicht die gleiche therapeutische Intensität wie eine gezielte Farblicht-Bestrahlung. Trotzdem sollte man eine bewusste Raumgestaltung anstreben, wo immer es möglich ist.

Grün ist die Natur. Mit Grün verbinden wir Erholung und Sicherheit. Fluchtwege sind immer grün markiert. Grün enthält kaltes Blau und warmes Gelb. Grün ist die Verbindung der darin enthaltenen Kontraste: introvertiert-extrovertiert, schwer-leicht, dunkel-hell, kalt-warm, ruhig-bewegt …

Grün ist die Mitte und die Balance. Grün ist dem Herzzentrum zugeordnet und damit auch den Herzensqualitäten wie Liebe und Mitgefühl (auch mit sich selbst!). Grün ist in der Farbtherapie eine der wichtigsten Heilfarben – ich bezeichne sie gerne als . Grün zerstört Mikro-Organismen, Bakterien und Krankheitskeime. Es wirkt reinigend und ausgleichend. Ein Spaziergang in der grünen Natur bringt uns wieder ins Gleichgewicht.

In der Raumgestaltung werden Grüntöne oft zurückhaltend eingesetzt, was ich sehr schade finde. Grüntöne sind nämlich die ideale Ergänzungsfarbe zu Naturhölzern. Die Natur macht es uns ja selbst vor. Da Holztöne meist zurückhaltend wirken, darf das Grün auch einmal ins Pfiffige gehen. Eine spannende Kombination ist zum Beispiel Kirschbaumholz und Apfelgrün. Auch wenn der Grünton bis zum Lindgrün zurückgenommen wird, ist der immer noch sehr lebendig. Ich kenne Menschen, die behaupten, sie finden Grün in Wohnungen scheusslich, sind sich aber nicht bewusst, dass jede Pflanze in der Wohnung auch ein grünes Element darstellt. Für mich hat Farbgestaltung nicht immer nur mit Applikationen zu tun. Gerade wenn es um den grünen Aspekt geht, empfehle ich sehr oft Pflanzen als Gestaltungselemente. Empfehlenswert sind Grüntöne aus den oben genannten Gründen für Erholungsräume, aber such für Arbeitszimmer.

In der Farbtherapie sind Türkis und Hellblau eng verwandt – Zyan stellt diesen fliessenden Übergang gut dar. Die Verbindung aus Blau und Grün ist sehr kalt – um nicht zu sagen eiskalt. Türkis ist wie ein Gletschersee … Türkis steht für Wahrheit, Klarheit, Erfahrung und Erkenntnis. Mit Türkis gehen wir den Ursachen auf den Grund. In der Farbpunktur nach Peter Mandel wird Türkis auch der genannt …

Türkis ist dem Halschakra zugeordnet, wo auch die Thematik zu finden ist. Während ich vor meinem Computer sitze und diese Gedanken festhalte, liegen übrigens ein gelbes und ein türkises Tonpapier vor mir …

Hellblau ist der Himmel. Hellblau symbolisiert daher Weite. Der Hals ist die engste Stelle im Körper, und oft gibt es nichts Schwierigeres für uns Menschen, als diesen Engpass zu , damit der Austausch zwischen oben und unten, zwischen Verstand und Herz, aber auch zwischen Rationalhirn und Emotionalhirn wieder möglich ist. Türkis hilft uns dabei.

(Vielleicht ist Ihnen ja auch schon aufgefallen, dass sehr viele Halsbonbons hellblau bis türkisfarbig sind – vor allem jene, bei denen wir wieder kräftig durchatmen …) der Hals ist unsere schwächste Stelle im Körper und braucht daher besonderen Schutz. Wer seine Gefühle äussert, wird leichter verletzbar. Dem Halschakra ist die -Drüse (wie ein Schutzschild) zugeordnet. Der Stein ist bei den Indianern ein Schutzstein. Türkis ist ausserdem die beste Schutzfarbe gegen Elektrosmog und in der Farblicht-Therapie die erste Wahl bei akuten Krankheitsbildern und Verbrennungen.

In der Raumgestaltung ist Türkis wegen seiner kalten Anmutung ziemlich begrenzt einssetzbar. Beide Farben – Türkis und Hellblau – eignen sich gut für Schlafräume. Die meisten Menschen schlafen mit offenen Fenstern, und Schlafräume sind in der Regel die kühlsten im Haus. Völlig unangebracht finde ich türkise Fassaden, denn dieses wässrige Element wirkt sehr befremdend als Hülle eines Baukörpers.

Sobald man den Farbton vergraut, sieht es unter Umständen wieder anders aus.

Ich habe Türkis auch schon in einem Pflegeheim für die Bettwäsche empfohlen. Die Synästhesien dieser Farbe (, , …) sind eine willkommene Begleiterscheinung für das Pflegepersonal. Wer schon einmal einen Besuch in einem Heim für bettlägerige Patienten gemacht hat, weiss, dass einem im ersten Moment die Luft wegbleiben kann ob den starken Raumgerüchen.

Blau ist der Himmel und das Meer – die Weite und Tiefe. Je dunkler das Blau, umso tiefer das Meer. Blau ist grenzenlos und nicht greifbar. Und immer, wenn wir etwas nicht begreifen können, bedarf es Vertrauen. Vertrauen darauf, dass eine Situation gut ausgehen kann, auch wenn wir mit unserem Bewusstsein die Lösung nicht sehen. Blau beruhigt und führt nach innen. Blau ist die Farbe der Seele. Blau nimmt dem Leben etwas von seiner Hektik. Blau ist dem Stirnchakra beziehungsweise dem dritten Auge zugeordnet. So wie wir mit den sichtbaren Augen unsere Umgebung erfassen, so öffnet uns das dritte Auge den Blick nach innen. Sie ist die verbindende Farbe zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein. Beim Betrachten des Himmels mit den dahin ziehenden Wolken oder beim Beobachten eines dahin rauschenden Flusses können wir auf eine Bewusstseinsebene gelangen, die uns mit der Tiefe unseres Wesens verbindet und uns die Angst und Hektik des Alltags vergessen lässt. Blau hilft uns wie Wasser zu werden: Anschmiegsam und stark! Auf die Frage, was der Anblick einer grossen blauen Fläche bei ihr auslöst, erhielt ich von einer Kursteilnehmerin die Antwort: Im ersten Moment war ich etwas überrascht, da ich persönlich Kraft mit rot verbinde. Aber sie hatte gar nicht so unrecht mit ihrer Aussage, denn , wie wir ja alle wissen.

In der Farbtherapie wirkt Blau kühlend und beruhigend. Blau senkt das Fieber und lindert Entzündungen. Blau hilft ausserdem bei starker innerer Unruhe, Stress, Stottern, Aggression, Wut, nervösen Schlafstörungen und Unkonzentriertheit. Diese Farbe sollte möglichst nicht eingesetzt werden bei starken Depressionen und Lethargie.

Blau ist in der Raumgestaltung grundsätzlich passend für Schlaf- und Ruheräume. Zu beachten ist, dass Blautöne immer kälter werden, je mehr Weiss sie enthalten. Das gilt für alle Farben, kommt bei Blau und Blaugrün aber am stärksten zum Ausdruck. Blautöne sind nicht sehr zweckmässig in Esszimmern, da wir diese Farbe nicht mit Lebensmitteln assoziieren. Appetitanregend sind Farben, die wir von unseren natürlichen Lebensmitteln kennen: Geld, Rot und Grün. Falls jemand aber seinen Appetit zügeln möchte, findet Blau wieder eine Berechtigung.

Violett entsteht aus Rot und Blau. Diese sehr konträren Farben verursachen eine stark ambivalente Wirkung. Die von Violett beurteilen diese Vereinigung als ; Violett-Liebhaber nennen sie . Violett ist die Verbindung von Gegensätzen. Wobei die Betonung nicht auf , sondern auf liegt. Das erklärt für mich auch, wieso heute so viele Menschen diese Farbe nicht annehmen können. Die Westliche Mentalität ist für klare Fronten. Das dominiert. Bezeichnend dafür ist auch das ständige (Ver-)Urteilen. Dabei ist uns nicht bewusst, dass auch bedeutet, und was man teilt, ist nicht mehr ganz! Die Lernaufgabe von Violett kommt sehr schön im Yin-Yang-Symbol zum Ausdruck, das wir heute auch im Westen kennen: im Kreis (Symbol für Ganzheit), bestehend aus einer weissen und einer schwarzen Fläche, die ineinander greifen und sich gegenseitig . Ganzheit besteht aus der Verbindung von zwei Gegensätzen. Das Thema von Violett ist . Violett steht für Weisheit, Mystik, Spiritualität und Religion, sowie Reinigung und Bereinigung.

Violett ist den Kronenchakra (auch Scheitelchakra) zugeteilt, und so wie und rot mit der Erde verbindet, so verbindet und Violett mit der grösseren Ordnung. Für die einen ist es , für die anderen der Kosmos, und für wieder andere die Natur. Ich denke, das Bild ist nicht entscheidend, sondern der Inhalt, und dieser sagt in allen Fällen, dass wir nicht der Nabel der Welt sind, sondern nur ein kleines Rad in einer grossen . Wenn wir das Wort übersetzen, kommt diese Bedeutung sehr schön zum Ausdruck: Re-ligio = Rück-Bindung. Religion gibt vielen Menschen im wahrsten Sinn des Wortes Rückbindung und damit Rückhalt. Die damit verbundene Erkenntnis, dass nicht mehr alles von uns alleine abhängt, macht uns ruhiger und auch bescheidener. Im Schlepptau dieses grossen lassen sich manche Touren leichter gehen und manche Grenzen einfacher überwinden …

In der Farbtherapie hat Violett vor allem die Aufgabe der (Be-)Reinigung und ist immer eine gute Hilfe in Grenzsituationen. Es ist wie ein Schiedsrichter zwischen beiden Gehirnhälften – zwischen Rot und Blau, Gefühl und Verstand, männlichem Prinzip und weiblichem Prinzip. Jeder Mensch soll sowohl seine männliche als auch seine weibliche Seite achten können. Mit unserer männlichen Seite kämpfen wir für das, was uns wichtig ist, und mit unserer weiblichen Seite können wir im nötigen Fall nachgeben mit der Gelassenheit um das Wissen, dass das Wasser (weibliches Prinzip) seinen Weg findet …

In der Architekturgestaltung ist Violett nicht ganz einfach anzuwenden. Im Fassadenbereich gilt für mich eine ähnliche Überlegung wie bei Blau und Türkis: Violett hat nichts Erdiges – ausser es wird sehr stark vergraut und gleicht dann den felsigen Bergspitzen in der Abenddämmerung. Im Innenbereich sehe ich vor allem den Einsatz in Schlafräumen, Meditationsräumen oder im hellen Flieder-Bereich auch in Therapieräumen mit alternativen, sprich ganzheitlichen, Ansätzen.

Rosa vereint Rot und Weiss: Feuer und Eis, Kraft und Ruhe, Kampf und Kapitulation, Aktivität und Passivität. Rosa bildet die Mitte dieser Extreme: sanfte Kraft, Energie ohne Hektik. Rosa ist die Farbe des Herzens und auch dem Herzchakra zugeordnet. Dem Herzzentrum sind als einzigem Chakra zwei Farben zugeordnet: Grün und Rosa. Dabei hat Rosa eine ganz andere Qualität als Grün. Grün balanciert mehr die körperlichen oder Unausgewogenheiten. Rosa beruhigt auf einer höheren Ebene. Grün steht für Mitgefühl (mit anderen), während Rosa auch die Selbstliebe beinhaltet – eine Grundvoraussetzung für Heilung. Sie ist ausserdem die erste Farbe der drei , die wir in der Farbtherapie einsetzen, um Menschen in einer zu begleiten. Der erste Schritt im Umgang mit jedem Problem ist annehmen (Rosa), der zweite Schritt ist Türkis (erfahren, erkennen und daraus lernen) und der dritte Schritt ist Lemon (loslassen und neu anfangen).

Während Rot für die körperliche Liebe steht, verbinden wir Rosa mit dem Gefühl Liebe. Reine Liebe ist bedingungslos. Rosa wertet nicht, es nimmt die Dinge wie sie sind. Rosa hilft uns, wenn wir etwas nicht akzeptieren wollen oder können.

In der Raumgestaltung sind Rosatöne oft angebracht, wenn man Geborgenheit vermitteln will. Damit die Farbe nicht wirkt, sollte sie mit Gelb gewärmt oder mit etwas Braun gebrochen werden, so dass sie leicht ins Lachsfarbige oder Altrosa geht. Viele ältere Menschen bevorzugen diese Farbe wieder, so dass sie in Seniorenheimen durchaus angebracht sein kann. Auch in psychiatrischen Einrichtungen kann diese Wandfarbe den Entwicklungsprozess unterstützen, wenn es um Selbstakzeptanz geht.

Lemon ist die Verbindung von Gelb und Grün. Das frische Gelbgrün steht für Frühling und Neuanfang. Damit der Frühling kommen kann, muss sich erst der kalte und leblose Winter zurückziehen. Die Natur muss die tote Zeit loslassen, damit wieder ein neuer Zyklus beginnen kann. Der Schnee, das , muss schmelzen, um den Farben und damit dem Leben einen Neuanfang zu ermöglichen.

Auch im übertragenen Sinn müssen wir Altes loslassen, um Neues anfangen zu können. Lemon ist daher auch die Therapiefarbe für Chronisches und Festgefahrenes.

In der Gestaltung ist dies ein weiterer Grund für mich, Holz mit Lindgrün zu kombinieren. Braun steht für Beständigkeit und Erhalten, Gelbgrün für Loslassen. So entsteht auch im übertragenen Sinn wieder eine gesunde Dynamik. Auch bei Krankheiten, die mit Sucht und mit Abhängigkeit zu tun haben, ist Gelbgrün eine gute Wahl. So habe ich zum Beispiel die Wände auf einer Suchtstation einer Psychiatrischen Klinik mit Hellgrün gestaltet. Im Leitsystem eines anderen Gebäudes habe ich diese Farbe dem Stockwerk zugeordnet, auf dem die Räumlichkeiten einer Schule für Weiterbildung untergebracht waren. In diesen Räumen will man oft den Alltag loslassen und einen Neuanfang machen. Auch Lehrerzimmer habe ich schon in Gelbgrün gestrichen, da diese Farbe sowohl das ausgleichende Grün als auch das anregende Gelb enthält.

Weiss ist die Reinheit bis hin zur Sterilität. Weiss kann signalisieren: Weiss ist für mich der Perfektionismus. Weiss ist unerreichbar und erhaben wie der ewige Schnee auf uralten Gletschern. Weiss ist kalt, steif und leblos wie Schnee. Weiss lebt nicht, den Leben ist Veränderung, und etwas Perfektes kann sich nicht mehr weiterentwickeln – es könnte ja nur noch zum sein …

Weiss ist die empfindlichste Wandfarbe gegen Verschmutzungen. Weiss ist leicht und hell und daher für mich meist die ideale Deckenfarbe. Sie eigene Neutralität von Weiss verliert ihre Distanz, wenn sie zum zurückhaltenden Rahmen für Lebendiges – wie Farben – wird.

Gestalterisch gesehen, ist für mich im Zusammenhang mit Weiss immer eine kleine Einführung meiner Kunden in die visuelle Ergonomie nötig. Visuelle Ergonomie ist gegeben, wenn keine unangenehmen Blendungen oder zu grosse Kontraste das Auge ermüden. Diese Gefahr besteht aber sehr oft, wenn Weiss in der Raumgestaltung dominiert oder falsch eingesetzt wird. In der Natur gibt es keine weissen Flächen, ausser im Winter, und da können wir sogar schneeblind werden, wenn wir uns nicht gegen die starke Blendung schützen.

Weiss betont die Plastizität, da die Schatten der Form besonders gut lesbar sind. Daher eignet sich Weiss gut für strukturierte Elemente wie Stuckprofile oder Ornamente. Auch eine sehr komplexe Architektur kann durch Weiss und das subtile Schattenspiel zur Geltung gebracht werden, allerdings zu dem Preis, der oben genannt wurde.

Schwarz ist die dunkelste und schwerste Farbe. Wir verbinden Schwarz mit Finsternis, mit Tod und Trauer. Nebenbei bemerkt, ist in China Weiss die Farbe der Trauer, was sehr stark mit der Sichtweise des Todes zu tun hat: Wer an eine Wiedergeburt glaubt, sieht den Tod nicht als Ende, sondern als Neuanfang. Man kann sich an dieser Stelle fragen, wie ernst die Christen an eine Auferstehung glauben, wenn Schwarz die Farbe des Todes ist. Anderseits ist das Totenhemd bei uns weiss, und nur die Farbe der Trauernden ist schwarz. So gesehen ist die Trauerfarbe ein Ausdruck des Blickwinkels: wer weiss trauert, freut sich mit dem Toten, dass dieser nun in eine bessere Welt kommt, und wer schwarz trauert, beklagt den Verlust des Menschen. 

In der Kleidung kann Schwarz sowohl elegant als auch arrogant wirken. Wer Schwarz trägt, will sich auf keinen Fall . Schwarz grenzt ab. Abgrenzung schafft Distanz – das kann auf der einen Seite arrogant wirken, auf der anderen Seite aber eine wichtige Schutzfunktion sein.

Dieser Hintergrund erklärt auch, wieso viele Teenager schwarze Kleidung bevorzugen. Sie ziehen sich zurück, möchten sich sowohl von den Erwachsenen als auch von den Kindern abgrenzen und ihre eigene Identität finden. Wichtig ist, dass dieser Prozess abgeschlossen werden kann und der junge erwachsene seinen Rückzug wieder beendet. Sobald er herausgefunden hat, was für ihn wichtig ist, sollte er das Schwarz wieder verlassen und (das gilt übrigens nicht nur für Jugendliche).

Auch in der Raumgestaltung sollte Schwarz nicht dominieren. Auf dem Boden wirkt e lochartig und daher nicht , an der Decke meist zu schwer und erdrückend. Anders ist es bei sehr hohen Räumen oder wenn man Installationen an der Decke optisch verschwinden lassen möchte. Denn Schwarz schluckt alle Schatten und verringert dadurch Plastizität und Differenzierung. Als Akzent – vor allem glänzend – wirkt Schwarz durchaus vornehm und edel. Der Glanzeffekt ermöglicht Lichtreflexe, so dass das Schwarz vielmehr als schattiertes, dunkles Grau wahrgenommen wird.

Grau liegt zwischen Weiss und Schwarz, zwischen Licht und Schatten, zwischen oben und unten, zwischen Leicht und schwer. Grau ist die Neutralität. Die Ruhe, dir Diskretion und Zurückhaltung.

Grau ist aber auch die Farbe des , der Langeweile und der Müdigkeit. Grau ist der Nebel, deshalb steht der Graubereich auch für Unklares, Unsicheres, Undefinierbares. Interessant war in dieser Hinsicht der Milleniumswechsel bei den Modefarben: 1999 dominierten die Grauschattierungen (Ungewissheit; was bringt das neue Jahrtausend? Wie geht es weiter?) und Anfang 2000 setzte sich das Gelbgrün durch, die Farbe des Frühlings und des Neuanfangs.

In der Gestaltung sind Grautöne für mich sehr wichtig. Sie sind die . So verwende ich helle Grautöne zum Beispiel gerne für Türen und Türrahmen oder auch als helle Wandfarbe, falls schon genug Farben im Raum vorhanden sind. Hellgraue Wände sind nicht so kalt und hart wie weisse Wände und bilden oft einen angenehmeren Übergang zu dunklen Böden. Falls möglich, bevorzuge ich für die Wände als dominante Fläche des Raumes aber ganz klar helle Farbtöne.

Braun ist die Erde, die uns trägt und ernährt. Braun ist die Sicherheit und Tradition. Braun ist aber auch die Farbe der Unterwürfigkeit und Abhängigkeit. Wessen innere Sicherheit von äusseren Gegebenheiten abhängt, der läuft Gefahr, von diesen Umständen abhängig zu werden. Auffallend ist in diesem Zusammenhang, wie viele Suchtmittel braun sind: Alkohol, Kaffee, Tabak, Schokolade …

In der Raumgestaltung wirkt Braun warm, gemütlich, einfach. Authentisch sind vor allem braune Materialien wie Hölzer, Kupfer oder Leder. Schwieriger wird es meiner Meinung nach bei braunen, deckenden Anstrichen – sie wirken für mich immer so künstlich und . Braune Elemente bringe ich daher am liebsten in Form von Hölzern ein.